Das Drehbuch

Aus dem Buch: Die Stimme des Systems 2

Dieses Haus, in dem wir in New Jersey in Amerika wohnen, kann man nur als klein bezeichnen. In der oberen Etage gibt es zwei Schlafzimmer und mein Arbeitszimmer, einen Schreibtisch und darauf den PC, zwei Sessel und ein Bücherregal, alles in allem im Ausmaß von 1,80 mal 1,90!

Sobald sich mir die Möglichkeit bietet, gehe ich hinunter in die untere Etage, in das Wohnzimmer, das aus zwei ineinander übergehende Räume besteht und das ungefähr die Größe des Schlafzimmers unseres Hauses hat, das wir in der Türkei verlassen haben! In einem Raum stehen der Esstisch und die Stühle und im anderen einige Sessel und mein Fernsehapparat mit einem riesigen 53 Inch Bildschirm!

Die Filme im TV eignen sich gut zum Entspannen und zum Nachsinnen. Dabei „amerikanisieren“ wir unser Englisch und sehen uns an, welche Fantasien die Menschen hier so haben. ...

Die Filme sind entweder gefühlsbetonte, romantische Seifenopern... oder aber ultratechnologische Aktions-Filme, in denen es „ultrahoch hergeht“.

Doch gibt es einiges, das sich bei genauer Betrachtung meinem Verständnis entzieht. ...

So gibt es zum Beispiel Filme, voller außergewöhnlicher Handlungen und beängstigenden, technologischen Wundern, ähnlich der Filmserie „Mission Impossible“, die auch bei uns in der Türkei gelaufen ist. Allerdings sind hier die Serien noch viel weiter entwickelt, wie etwa „Nikita“.

Die in amerikanischen Filmen verwendete Technologie ist derart hervorragend, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. ...

Dann allerdings verwundert, wieso Amerika mit Saddam oder Milosevic nicht fertig wird, wenn es doch im Besitz derartiger Technologie ist. ...

***

Spätestens nun aber erkennt man, dass hinter diesen Ereignissen andere Pläne stecken! ... Das was man sieht, unterscheidet sich grundlegend von dem Verborgenen! ...
Das, was uns gezeigt wird, unterscheidet sich völlig von dem, was man uns nicht zeigt!

Es wird klar, dass diejenigen, die Anarchie, Terror und Kriege nicht so schnell wie möglich beenden, obwohl sie Macht und Mittel dazu hätten, all das zu unterbinden, es deshalb nicht so schnell wie nur irgend möglich tun, weil sie ihren eigenen Nutzen daraus ziehen und große Gewinne daraus erwirtschaften! ... Die Waffenindustrie ist eine der bedeutendsten Einnahmequellen dieser Welt, ebenso wie die Erdölindustrie! ... Es ist die Welt von Angebot und Nachfrage! Es ist die Welt von Konsum und Profit!

Und wir entwerfen, schreiben und plappern daher: „Nieder mit... !“

So bin ich beim Betrachten der Filme manchmal völlig verblüfft und sage:

„Kann es so etwas Idiotisches überhaupt geben!? ... Wie kann man bloß in diesem Fall derart handeln!? Das hätte jetzt nicht so, sondern genau so laufen müssen! ... Also, das hier ist ja absoluter Schwachsinn!“

Cemile Kamer schaut mich an, lächelt über mich und sagt:

„Mein Liebling, das alles ist drehbuchgemäß! ... Wenn dieser Mann nun nicht genau so handeln würde, wie sollten sich dann die späteren Ereignisse entwickeln?

Anscheinend vergisst Du völlig, dass dieser Mann verpflichtet ist, dem Drehbuch entsprechend zu handeln! ... Das Drehbuch ist so geschrieben!

Würde dieser Mann jetzt so denken wie Du und danach handeln, würden sich die weiteren Szenen ganz anders entwickeln! ... Wenn Du Dich schon aufregen willst, dann reg´ Dich doch über den Drehbuchautor auf!

Bitte! Reg´ Dich nicht auf und werde nicht nervös! ...

Ist nicht immer irgendwo einer, der ein Szenarium schreibt und uns danach spielen lässt!?“

Wenn solch eine Verwarnung von hoher Stelle kommt, dann „beiße ich mir auf die Zunge“ und bleibe still sitzen! ... Ich kann ihr im gegenwärtigen Augenblick nur recht geben!

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Es liegt nicht in der Hand des Schauspielers, das Drehbuch zu ändern!

Bevor ich wieder zu meinem Schreiben an den PC zurückkehre, schaue ich mir noch ein wenig NBC, FOX und CNN an... und lasse mich darüber „aufklären“, wie viele Angriffe auf den Kosovo geflogen wurden und wie viele Kosowaren noch von diesen „ach so verdammten“ Serben ermordet wurden.

Aus der Türkei erreichen uns zahllose Nachrichten über Todesfälle. Ich bin traurig! ...

Das sind die „Wahrheiten des Lebens“!

Das wird von uns keineswegs als Film empfunden!

Wir werden geboren und während wir aufwachsen, übernehmen wir die Konditionen der Gesellschaft in der wir leben, mitsamt ihren Wahrheiten und Lügen, und dementsprechend empfinden wir dann auch Wahrheit und Lüge! ... Und dann beginnen wir mit unserem Charakter, der auch genetisch bestimmt wird, zu kämpfen, um bestmöglich zu leben. ...

Manchmal täuschen wir, gelegentlich betrügen wir, dann wieder walzen wir alles platt. Hin und wieder schlagen wir zu und manchmal missachten und übergehen wir jemanden, um unser Ego zu befriedigen! ...

Manche von uns glauben, dass die Welt sich ohne sie nicht drehen würde, und manche meinen, dass die Menschheit ohne ihre Kommentare orientierungslos wäre! ...

Manche von uns kämpfen für ihre Geldtasche, manche für ihre Stellung oder für ihren Titel.


Wir alle leben für das Vaterland, für das Volk!!! ...

Wir sprechen vom Volk und füllen unsere Taschen, und wir sprechen von der Religion und füllen unsere Taschen! ... Wenn wir nicht in unsere Tasche arbeiten, dann arbeiten wir für unseren Titel und unseren Ruhm!

Was ist aus dem universalen Zweck des Lebens geworden? ... Geld... Position... Ruf... Weiber...

Alle Spiele sind darauf aufgebaut...

Alles ist so lange wertvoll, bis man seiner habhaft geworden ist, bis man es gekauft hat!

Hast Du es erst einmal in Deinen Händen, verliert es seinen Wert: Also, auf zu Neuem! ... Wir glauben, dass es nichts gibt, was nicht käuflich wäre, dessen man nicht habhaft werden könnte, über das man nicht verfügen kann! Wir fragen dauernd: „Wie viel?“... Wir maßen uns sogar an, einen Preis für Allah festzusetzen!

Wir sind unersättlich nach Geld!

Wir sind unersättlich nach Positionen!

Wir haben ein unerschöpfliches Bedürfnis nach Ansehen!

Wir sind unersättlich bei den Weibern!

Darüber hinaus kennen wir nichts! ...

***

Wir glauben dem Rasul Allahs nicht und nehmen uns schon gar nicht vor, das Ziel zu erreichen, das er uns aufgezeigt hat! ...

Wir suchen ständig Wege, um bis zur Sättigung, zum Platzen und zum Zusammenbruch zu essen, zu trinken und uns zu paaren!

Wenn wir keine Angst vor Gott hätten, würden wir weder Spenden geben, noch Gutes tun! ...

Was aber, wenn es die Welt im Jenseits doch gibt!?

Diese Angst zügelt einige von uns!

Sie bremst die animalischen Gelüste!

Wenn sich zur Angst vor Feuer und Qual die Angst vor Gott gesellt, dann wirkt diese wie eine Scheibenbremse! Diejenigen, die keine derartigen Ängste kennen, gleichen bremsenlosen Autos bei Höchstgeschwindigkeit! ... Bis wohin?... Bis an den Ort des Aufpralls!

Doch uns ist nicht bewusst, dass das bloß eine Szene aus dem Film ist! Im Anschluss daran gibt es noch viele Szenen, die sich entsprechend dieser Szene gestalten!

Es ist für die darauf folgenden Szenen von großer Wichtigkeit, wen alles Du in dieser Szene befehligt, missachtet und unterdrückt hast. ... Unterdessen ordnest Du die Samen, Deine seelischen Gene. Schau Dir an, was diese Samen Dich zwangsläufig erleben lassen, den Richtlinien Deiner Genetik entsprechend!

Der Großvater hat gestohlene Pflaumen gegessen! Diese haben die Zähne des Enkels stumpf werden lassen!

Der Großvater hat zugeschlagen! Sein Enkel ist dabei durchlöchert worden!

Wenn Dein Gehirn nicht mehr genug arbeitet, um zu überlegen, welche Szenen Dir in Deiner Rolle, die Du spielst, in Zukunft noch zugedacht sind, dann kannst Du es, wenn Du willst noch etwas in diesem Zustand weiter benutzen und Deine Summe noch erhöhen! ... Du kannst es aber auch an den Metzger verscherbeln, damit es als Vorspeise oder Beilage Verwendung findet!

Das Gehirn, welches das Leben nach dem Tod nicht begreifen kann und dem Leben keine Richtung entsprechend dem zukünftigen Leben gibt und seine Tage mit Geld, Weibern, Ruhm und Position verbringt, wird in den kommenden Szenen im Feuer geröstet oder gekocht, um dann die Tafeln der anderen zu schmücken!

Es interessiert mich überhaupt nicht, welche Rolle Dir in diesem Szenario gegeben wurde!

Aber Du musst Dir überlegen, was nach der Rolle kommt, die Dir in diesem Drehbuch gegeben wurde. Versuche endlich zu verstehen, was in den anderen Szenen auf Dich zukommen wird! Wenn Dir das glückt, dann war es Schicksal!

Wenn Du Dich nicht um den Durchbruch bemühst, oder das nicht für nötig hältst, dann solltest Du jetzt schon den Weg zum Metzger erkunden!

Ich lerne jetzt, mich über den Drehbuchautor aufzuregen und nicht über die, die das Drehbuch spielen! Genau so wie Cemile es gesagt hat...

Möge dies für Euch ein „Segen“ sein!
(InshaAllah Amin)

http://www.ahmedhulusi.de/buecher/system2/system2_inhalt.htm