3.02.2010

Shems und Mewlana (AŞK=LIEBE) 4

Der Lehrling

Bagdad April 1242

Nachdem ich den Oberrichter und seine Truppe bis zur Tür Begleitet habe kehrte ich zurück in den Raum um den Tisch Abzuräumen. Baba Zaman und der Derwisch saßen wie ich sie verlassen hatte, ich beobachtete sie unauffällig, sie redeten kein Wort miteinander..
Ist es möglich das man sich ohne Worte unterhalten kann?

Aus reiner Neugier habe ich alles, so langsam wie möglich gemacht, ich klopfte die Kissen wieder gerade, Räumte den Tisch ab, räumte im Saal auf, putzte sogar jeden einzelnen Krümel vom Teppich weg, als aber nichts mehr zu tun war und ich keinen Grund finden konnte hier im Saal zu bleiben ließ ich die beiden alleine..
Ich ging danach zur Küche. Als der Grausame Koch mich hier sah fing er wieder an mit seinen Befehlen. „Wo steckst du die ganze Zeit du Fauler Lehrling? Schnell! putz die Tresen, Putz den Boden, Wasch das Geschirr ab, Putz den Herd, schaffe den Fett und Ruß weg von der Wand, wenn du fertig bist vergiss nicht die Mausefallen zu Kontrollieren, Ich habe eine Ratte gesehen im Keller so groß wie mein Arm, geh und fange ihn, sonnst pack ich dich das nächste mal in die Mausefalle statt Käse!“

Es sind fast 6 Monate geworden seitdem ich hier in diesem Haus bin, aber seitdem ersten Tag bis Heute ist der alte Koch immer unzufrieden mit mir. Ständig steht dieser Grausamer Mann vor mir und bombardiert mich mit dem Spruch „Sauberkeit ist Beten, Beten ist Sauberkeit“. Wegen ihm schufte ich wie ein Hund, und diese Qual nennen sie hier „Moralische Erziehung“..
Wo ist der Moral beim Boden Putzen oder beim Abwaschen? Versteh ich nicht..

Ein mal habe ich mich getraut und sagte ihm darauf „Wenn Sauberkeit Beten wäre, dann wären die Frauen Bagdads schon längst Gebetsmeistern.“ Der alte Koch wirfte mir einen Holzlöffel hinter her und schrie mich an, „Gewiss, wenn du ein Derwisch sein willst, dann must du stumm sein wie dieser Löffel! Viel Reden ist nicht eine Eigenschaft eines Derwisches, umso weniger du redest desto schneller bist du mit deiner Bildung fertig!“

Ich mochte den alten Koch überhaupt nicht. Und genauso viel hatte ich Angst von ihm. Ich hatte ihm immer gehorcht, bis zur heutigen Nacht.

Als der Koch mit mir fertig war und sich umdrehte, ging ich in langsamen schritten zum Saal, wo der Gast und der Meister waren. Ich war sehr neugierig auf den Derwisch, wer war er? Von wo kam er? War Er ein Sonderling?
Mit den Derwischen der Gemeinde hatte er nichts Ähnliches. Seine Blicke waren wie ein irrer.. Unfolgsam, Rebellisch, Furchtlos.
Eben wenn er sich Höflich beugt Verliert er diesen Blick nicht. Er hatte solch eine Art von verhalten das man von ihm Angst bekam aber irgendwie dieser Anziehungskraft auch nicht widerstehen konnte. Als ich zum Saal kam war die Tür Geschlossen, ich beugte mich und beobachtete sie durch das Schlüsselloch. Am Anfang konnte ich nichts Erkennen, aber als meine Augen sich an dem Licht Angewöhnten konnte ich ihre Gesichter Erkennen. Baba Zaman stellte ihm eine frage
„Erzähle mal wie hast du hier her gefunden? Durch eines deiner Träume?“,
der Derwisch schüttelte sein Kopf „Nein der Grund warum ich hier bin ist nicht ein Traum, ich Träume nie.“
„Jeder Mensch Träumt“ sagte Baba Zaman Barmherzig, „du kannst dich bestimmt nicht an deine Träume Erinnern, das ist was anderes, aber das heißt deswegen noch lange nicht das du nicht Träumst“
„Aber ich sehe keine Träume“ wiederholte Shems, „dies ist ein Bund zwischen mir und Allah.. als ich ein Kind war legte man mir die Geheimnisse des Alls wie ein Teppich vor meine Füßen, Als ich diese meinen Eltern Erzählte Glaubten sie mir nicht, sie sagten ich hätte Geträumt, Als ich sie meinen Freunden Erzählte sagten sie ich wäre entweder ein Träumer oder ein Lügner, ich fragte die Imame aber ihre Reaktionen waren auch nicht anders. Zum Schluss bemerkte ich, wenn der Mensch etwas Fabelhaftes hört was er nicht kennt, nennt er es entweder Traum oder Fantasie.“
Nach dem der Derwisch seinen Satz beendete geriet er in eine Stummheit und tat so als ob er irgendetwas gehört hätte, danach stand er merkwürdiger weise auf, und in langsamen schritten Bewegte er sich zur Tür, als ob er wüsste woher das Geräusch kam, während er all dies tat schaute er tief Konzentriert zum Schlüsselloch, als ob er wusste das ich da bin und sie beobachte, als ob er hinter die Tür schauen könnte.
Mein Herz fing an zu rasen, ich wollte zur Küche rennen aber mein Körper meine Hände, Beine waren wie gefroren, die schwarzen Blicke von Shems durchdringt die Tür und sieht was dahinter ist, ich hatte einerseits furchtbare Angst aber anderseits spürte ich eine Energie die mich umhüllte, Shems Greifte an den Türgriff, und wollte die Tür Öffnen, und würde mich hier Erwischen..
aber kurz davor Entschied er sich anders, da er so nah war, war es auch sinnlos durch das Schlüsselloch zu gucken, dieses warten kam mir wie eine Ewigkeit vor, ich atmete nicht mal, danach drehte sich Shems plötzlich wieder um und während er sich von der Tür entfernte Erzählte er weiter,
„zum Schluss habe ich Allah Gebeten, mich von meinen Träumen zu befreien, denn so würde ich immer wissen; Wenn ich was Wundersames sehe oder Streifzüge mache das es Definitiv kein Traum war, Allah akzeptierte meinen Wunsch, und Entfernte von mir meinen Traumengel, seitdem Träume ich nicht mehr“ Shems stand am anderen Ende des Saals, draußen nieselte ein Regen, nachdem er nachdenkend eine weile den Regen Beobachtet hatte sagte er,
„Allah nahm mir meinen Traumengel weg, und um diese Lücke zu füllen lehrte er mir das Traumdeuten.“
Ich dachte Baba Zaman würde an solch einen Unsinn nie Glauben, und würde ihn Beschimpfen so wie er es bei mir tat, aber der Meister beugte seinen Kopf und sagte
„Du bist ein sehr Besonderer Mensch, sage mir wie wir dir helfen können?“ „Ich weiß es nicht, Ehrlich gesagt ich habe gehofft das sie mir eine Antwort darauf geben würden“ „Was meinst du damit?“ fragte Baba Zaman verwirrt, „Ich bin seit über 40 Jahren ein Abdal, Kenne jede Wolf Ameise oder Vogelart, wenn ich Angegriffen werde und kämpfen muss kämpfe ich mich wie ein Wildes Tier durch, aber ich selber würde niemals jemandem angreifen. Oben im Himmel kenne ich all die Sterne in den Wäldern all die Pilzen, auf den Bergen die Pflanzen, in den Flüssen die Fische kann ich dir alle Aufzählen. Den Mensch den Gott nach seinem Ebenbild Erschuf, kann ich Lesen wie ein Offenes Buch.."
Danach wartete er bis der Meister die Kerze anzündete und Erzählte weiter, „Denn es ist eines der 40 Regeln, die 4. Regel: In jedem Körnchen des Alls kannst du die Eigenschaften Allahs finden, denn er ist nicht in der Moschee, Tempel, Kirche oder im Himmel, Er ist in jedem Moment und überall Existent, so wie es keinen gibt der Allah gesehen und danach Gelebt hat, gibt es auch keinen der ihn Gesehen und danach Gestorben ist, wer ihn findet der bleibt bis in die Ewigkeit bei ihm..“
Unter diesem Kerzenlicht sah Shems noch länger aus als er ist, seine langen Haare fielen auf seine Schultern,
„Aber wenn das Wissen der Wahrheit nirgendswo Hinfließt wird es bitter wie altes Wasser in der Vase, ich habe Allah oft Gebeten damit er mir einen Freund gebe, dem ich mein Wissen weitergeben kann, Endlich wurde mir in Samarkand in einem Karwansarei in mein Ohr Geflüstert, damit mein Schicksal auf mich zu kommt müsse ich nach Bagdad..
Ich bin mir sicher sie werden mir sagen wo lang mein weg weitergeht, vielleicht heute oder morgen.."

Draussen, tretete die Nacht ein, der Mond ziehte sich aus und fing an durch die Fenstern zu strahlen, ich merkte nicht wie spät es geworden ist, der alte Koch sucht mich bestimmt, aber mir war es egal, die Regeln zum ersten mal zu überschreiten war ein tolles Gefühl. „Ich weiß nicht welche Antwort du hören magst“ sagte Baba Zaman, „aber wenn ich für dich was habe wirst du es bekommen, bis dahin kannst du hier bleiben, sei unser Gast.“ Shems beugte sich Höflich und küsste Baba Zamans Hand. Und daraufhin stellte der Meister die merkwürdige Frage, „du sagst du bist bereit all dein Wissen jemandem weiterzugeben, aber dies ist gar nicht so einfach, was kannst du dafür Opfern?“ „Mein Kopf“ sagte er leise, „ich bin bereit auf mein Leben zu verzichten“ Mir lief der schweiß runter, die Antwort machte mir Angst und ich entfernte mich von der Tür, als ich nochmals durchschaute sah ich Baba Zaman genauso schockiert blicken, er atmete tief durch und sagte, „So viel Unterhaltung reicht für heute, du bist ja bestimmt müde, ich rufe gleich den Rothaarigen Lehrling damit er dir dein Bett zeige und frisches Bezug und Milch bringe..“
Als Shems das hörte schaute er wieder zur Tür, Ich fühlte wieder seine Blicke Tief in mir, er schaut nicht hinter die Türen und Wände, dieser Mann schaut tief in mich hinein und durchsucht sogar die geheimsten taten meiner Seele, sogar auch die, die ich selber noch nicht kenne..
Ich geriet in Angst, vielleicht war er ein Meister der Schwarzen Magie, oder die 2 Engeln auf denen man acht geben muss Harut und Marut, belehrten Shems aus Tebriz, vielleicht hatte er Fähigkeiten hinter Wände und Türen zu blicken, ich weiß es nicht, aber dieser Mann macht mir eine große Angst..
„Du brauchst den Rothaarigen Lehrling nicht rufen“ sagte Shems, „eine stimme sagt mir das er uns sehr nahe steht, und hört was wir hier reden“ Unerwünscht kam ein Bewunderungston durch meinen Lippen heraus, in voller Panik rannte ich raus zum Hof, aber hier erwartete mich ein anderer Fluch: der alte Koch!

„Du Gauner du, hier bist du also!“ schrie er, und rannte mir mit einem Besenstiel hinter her, „jetzt wirst du aber was erleben, komm her, bleib stehen!“ Ich bleib doch nicht stehen! ich rannte zum Ausgang so schnell ich kann, das Gesicht von Shems kam immer vor meine Augen, woher wusste er das ich sie Beobachte? War er ein Zauberer? Ich rannte eigentlich von Ihm weg, bis ich nicht mehr atmen konnte, bis meine Beine nicht mehr gehen konnten, rennte ich..

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